Forschung
Pferdegestützte Interventionen gewinnen zunehmend Bedeutung in der persönlichen Entwicklung und im Führungskontext.
Die wissenschaftliche Literatur zeigt, dass diese Form des Trainings zentrale psychologische Ressourcen stärkt, die im Kern von Resilienz, Selbstführung und wirksamem Leadership stehen.
1. Verbesserung von Selbstwahrnehmung, Klarheit und emotionaler Regulation
Pferde reagieren fein auf Körpersprache, Spannung und innere Haltung des Menschen. Diese unmittelbare, nonverbale Rückmeldung wirkt wie ein präzises Biofeedback und fördert die Fähigkeit, eigene Emotionen zu regulieren und präsent zu bleiben.
Mehrere Übersichtsarbeiten betonen, dass pferdegestützte Interventionen insbesondere bei Erwachsenen zu besserer Emotionsregulation, weniger Stress und größerer innerer Stabilität beitragen (Kendall et al., 2015; Frühwirth, 2022).
2. Stärkung von Selbstwirksamkeit und Führungskompetenzen
Erfolgserlebnisse in der Arbeit mit einem großen, sensiblen Tier – etwa beim Führen, bei Aufgaben oder in der Freiarbeit – erzeugen messbare Zuwächse an Selbstwirksamkeit, Problemlösefähigkeit und souveränem Auftreten.
Studien zeigen, dass Erwachsene nach pferdegestützten Programmen signifikant höhere Werte in Selbstwirksamkeit, emotionaler Belastbarkeit und funktionalem Verhalten erreichen (Whittlesey-Jerome et al., 2015; Li et al., 2023).
Diese Fähigkeiten sind zentrale Elemente von Resilienz und zugleich Schlüsselkompetenzen moderner Führung.
3. Stressreduktion und physiologische Regulierung
Tiergestützte Interventionen – einschließlich Pferden – senken nachweislich die Aktivität des sympathischen Nervensystems: Puls, Blutdruck und Stressparameter gehen zurück.
Ärzte und Neurowissenschaftler beschreiben, dass die tiergestützte Arbeit eine messbare Reduktion physiologischer Stressreaktionen auslöst (Frühwirth, 2022).
Dies bedeutet: Bessere Regeneration, klarere Entscheidungen und größere emotionale Stabilität in Belastungssituationen.
4. Wirkung in komplexen, erwachsenenrelevanten Anwendungsfeldern
Systematische Reviews zeigen positive Effekte pferdegestützter Interventionen bei erwachsenen Zielgruppen in anspruchsvollen Kontexten – darunter Burnout, Angststörungen, PTBS oder hohe berufliche Belastung (Kapteijn et al., 2024; Li et al., 2023).
5. Warum Pferde im Berufskontext besonders wirksam sind
Pferde unterstützen Lernprozesse, die verbal kaum erreichbar sind:
- Echtes, unverzerrtes Feedback ohne soziale Bewertung
- Klarheit und Präsenz als Voraussetzung für Führung
- Beziehungsfähigkeit und Vertrauen ohne Worte
- Handlungsorientiertes Lernen statt rein kognitiver Reflexion
Dies macht pferdegestützte Resilienzangebote für das Berufsleben besonders wertvoll: Sie fördern Selbstbewusstsein, innere Klarheit, Balance und authentische Wirkung.
Literatur
- Aust, S. (2014). Mit Pferdestärke stark durchs Leben: Forschungsbericht zur Resilienzförderung durch Therapie mit Pferden (Equotherapie). Wien: Verein e.motion.
- Frühwirth, D. (2022). Tiergestützte Intervention und sympatho-adrenerge Stressachse. Medizinische Universität Graz.
- Gibbons, J. L., Cunningham, C. A., Fernández, J. S., & Poelker, K. E. (2016). “Now, he will be the leader of the house”: An equine intervention with at-risk Guatemalan youth. International Journal of Adolescence and Youth, 21(3), 325–338.
- Ho, N. F., McMaugh, A., & Dunn, J. (2017). Equine-assisted learning in youths at risk for school or social failure. Child & Youth Care Forum, 46, 367–388.
- Kapteijn, C., et al. (2024). Are Equine Assisted Interactions (EAI) a Dark Horse Bet? A systematic review of EAI for PTSD, anxiety, and mood disorders.
- Kendall, E., Maujean, A., Pepping, C. A., Wright, J. J., & Taylor, B. (2015). A systematic review of the efficacy of equine-assisted interventions on psychological outcomes. European Journal of Psychotherapy & Counselling, 17(1), 57–79.
- Li, J., Fong, K. N. K., & Shi, H. (2023). Equine-assisted interventions for veterans with PTSD and related conditions: A review. Frontiers in Psychiatry.
- Whittlesey-Jerome, W., et al. (2015). Equine-Assisted Psychotherapy’s Impact on Resilience and Self-Efficacy in Two Diverse Samples. Conference report.
